Johannes Weinrich und das Iberg-Gasthaus

Den Heiligenstädter Iberg hat er geprägt wie kein anderer: Johannes Weinrich (1793-1855), ein begnadetes Genie! Er war Schuhmacher, Musiker, Dichter und Erfinder. Von seinem als Musiker erworbenen Vermögen kaufte er den Iberg, bepflanzte ihn und erbaute das Iberg-Gasthaus.
Den Aufstieg zum Gasthaus unternahm auch Theodor Storm. In einem Brief vom 8. Oktober 1856 an Hermann Schnee ist er voll des Lobes über Kneipe wie Erbauer:
„Wie reizend diese Bierkneipen sind, wie gut und wohlfeil das Bier (1 ggr.) und wie delikat dazu der Brataal, die Bratwurst, der Käs! Grad vor uns am Berge – Iberg heißt er – zwischen den Tannen liegt eine Naturkneipe, etwa eine Viertelstunde Steigens, die von einem Originalgenie erbaut und eingerichtet ist, mit den wunderlichsten Steingrotten und Moosecken, von wo aus es sich aber zu behaglich auf die alte Stadt und in die Berge hineinschaut. Eben – es ist 6 Uhr abends – kommen wir alle daher; Gesellschaft beiderlei Geschlechts findet sich immer droben. Den Erbauer – ein Schuster von Haus aus, eigentlich ein Genie seines Zeichens, der mit einem seltsamen von ihm erfundenen Instrument durch die Welt zog – habe ich merkwürdigerweise vor 18 Jahren im Lübschen Ratsweinkeller gesehen. Vielleicht erinnern Sie sich auch des Mannes, oder vielleicht seines Instruments; es war eine Art Klarinette, die er zuweilen auf den Tisch stellte, wo es dann war als spiele das Dings von selbst; er hatte aber andere Instrumente unter den Kleidern am Leibe, die er durch unmerkliches Bewegen der Ellbogen zu spielen verstand. Vorig Jahr hat er zu Ehren von Königs Geburtstag eine Kanone auf seinem Iberg ablunten wollen, die aber zersprungen ist und seinen Tod veranlaßt hat. Er ist auch ein Poet gewesen, in summa das größte Heiligenstädter Original.“
Das Foto zeigt den 1863 gesetzten Gedenkstein an Johannes Weinrich.