Der größte Schatz

So klein – und doch eigentlich der größter Schatz des Museums: Eine Zeichnung von Ludwig Pietsch aus dem Jahr 1861, die Theodor Storm sitzend beim Lesen auf einer Bank zeigt. Die Zeichnung ist bei einem Aufenthalt Pietschs in Heiligenstadt entstanden. Pietsch war bei seinen Zeitgenossen sehr anerkannt als deutscher Maler, Kunstschriftsteller und Feuilletonist in Berlin. Storm fügte noch einige Gedichtzeilen Eduard Mörikes ein: „das ist der sichere Mann mit den wackeren Stiefeln.“

Storm erinnert sich in einem Brief an Pietsch vom 30. April 1875 an ihre Begegnung in Heiligenstadt: „Weißt Du noch – hinten in der kleinen Gaststube an dem langen Korridor; die Sonne schien herein, wir tranken Kaffee; Du zeichnetest; ich las Mörikes „Idylle am Bodensee“ vor; – es war im August 1861.“

In der Zeichnung kulminieren die Kernthemen des Literaturmuseums: 1. Der Mensch Theodor Storm (der primäre Fokus der Zeichnung), 2. die Literatur des 19. Jahrhunderts (Storm liest Mörike), 3. die Rezeption und kreative Aneignung Storms durch andere Kunstschaffende (Ludwig Pietschs Zeichnung als solche).

Das Blatt wurde 1999 mit Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Forschung, Wissenschaft und Kunst erworben.