Geheime Taufe
In Heinrich Heines Vita ist Heiligenstadt von großer Bedeutung. Er besuchte die Stadt 1825 nachweislich zweimal, um seine Taufe im Geheimen zu vollziehen. Dem in Göttingen studierenden Heine erschien die hinter der Landesgrenze im preußische Eichsfeld liegende Stadt dafür prädestiniert. Hier war er noch ein Unbekannter.
Am 24. Mai kam es zu einem ersten Treffen in Heiligenstadt zwischen dem Dichter und dem Pfarrer und „Königlichen Superintendenten“ des Eichsfeldes Gottlob Christan Grimm. Heine sprach mit Grimm über seinen Wunsch, geheim zu konvertieren. In dem vertrauensvollen Gespräch bat er um die Taufe in Heiligenstadt. Dies geschah in erster Linie aus pragmatischen Gründen. Heine wollte nicht als getaufter Jude gelten, da er so gesellschaftliche Nachteile fürchtete. Auch spielte hier die Angst vor dem Verlust eines reichen verwandten Geldgebers eine Rolle.
Grimm konnte dem Taufanwärter jedoch keine vollständige Geheimhaltung zugestehen. Er musste über Taufgespräche Akten anlegen und die Regierung in Erfurt in Kenntnis setzen. Heine akzeptierte dies nach anfänglicher Skepsis. Im weiteren Gespräch überzeugte er den Pfarrer mit seiner Kenntnis über die christliche Religion und das Neue Testament. So verzichtete dieser auf den verpflichtenden Taufunterricht. Jedoch musste sich der Student einer Prüfung unterziehen.