Fleißiger Briefeschreiber
Storm gehört zu den fleißigsten Briefeschreibern unter den Schriftstellern seiner Zeit. Er schrieb weit über 3.000 Briefe. Die Korrespondenz mit Familie, Freunden und Bekannten sowie Dichterkollegen war für ihn Arbeitspensum und Lebensbedürfnis zugleich. Zu seinen engeren Kontakten gehörten Schriftstellergrößen wir Theodor Fontane, Gottfried Keller, Eduard Mörike, Klaus Groth, Paul Heyse oder auch Theodor Mommsen.
Storm war jedoch im Gegensatz etwa zu Fontane eher ein „unliterarischer“ Briefeschreiber, der es mit Stil, Grammatik und Orthografie nicht so genau nahm. Er komponierte seine Briefe auch nicht sonderlich, sondern schrieb nieder, was ihn gerade beschäftigte. So mischten sich zu persönlichen Berichten aus dem Alltagsleben zum Beispiel Reflexionen über Tod und Vergänglichkeit oder auch literarische Exkurse. Kommen überraschend Besucher ins Haus, wird ein Brief auch schonmal unterbrochen und am nächsten Tag fortgesetzt – und ebenjener Besuch im Brief erwähnt.
Diese Unmittelbarkeit wirkt heute sehr zeitgemäß, auf jeden Fall absolut ehrlich. Der Brief gilt im 19. Jahrhundert nicht umsonst als privilegiertes Medium der Subjektivität, in dem das Ich sich ausspricht.
Doch diese Direktheit wurde nicht von allen Freunden geschätzt. Besonders Fontane war bei aller Bewunderung für den Dichter Storm zugleich bestrebt, dem Menschen nicht zu nahe zu kommen. Während also Storm längst seinen „lieben“ Fontane anschrieb, blieb dieser lange beim höflich-distanzierten „sehr geehrter Herr“.
Mehr dazu auch nachzulesen in der kommentierten Storm-Briefausgabe von Peter Goldammer.