Die Gleichen bei Göttingen
In einem Brief an seine Mutter, Lucie Storm, und seine Schwiegermutter, Elsabe Esmarch, erzählt Theodor Storm von einem Ausflug nach Gelliehausen. Zusammen mit dem Ehepaar Schlüters wollen die beiden Storms ‚Die Gleichen‘ bei Göttingen besteigen: „Vorgestern (Dienstag) fuhren wir in Schlüters Wagen, d. h. wir beiden Ehepaare und Pauline, nach den 1 ½ Meile von hier liegenden Göttinger Gleichen. In einem Pachthof zu Fuße des Berges, wo wir gegen 2 Uhr ankamen wurde ausgespannt, auf den einen Schimmel ein Damensattel gelegt, die Schlüter, die Bergsteigen nicht ertragen kann, stieg zu Roß, und so ging’s in der wundervollen goldenen Herbstsonne den Berg hinauf nach der zweiten Ruine; die erstere liegt unweit davon auf einem gegenüberstehenden Gipfel des ganz mit Buchen bewaldeten Berges.“
Storm ist sowohl von der Landschaft als auch von der Aussicht tief beeindruckt und beschreibt den beiden Husumer Damen die Natur genaustens: „Ich weiß nicht, daß ich schon jemals von der zauberhaften Schönheit eines Erdenfleckchens so innerlichst berührt worden wäre. Zu den Füßen ein hügliges Wäldermeer, jetzt in der buntestenen Herbstfärbung, am Horizont im Sonnenduft, wie er auch nur um diese Zeit des Jahres sichtbar, die Gebirgskette des Harzes, des Meißners und andre, für mich wenigstens, namenlose Berge, einer davon mit der Ruine des Hansteins. Nur nach zwei Seiten sieht man zwischen den Baumwipfeln hindurch die roten Dächer von Dorfschaften; durch ein mitgenommenes Fernrohr sahen wir weithin ein Forsthaus in reizender Einsamkeit liegen. – Wenn man nach der andern Seite auf die Walder schaut, so mag’s noch ebenso aussehen als damals, da die alten Herren von ihren Adlernestern hier ins Thal hinabsahen.“