An Frau Schlüter
Als die Storms anfangs in Heiligenstadt ankamen, fanden sie wenig Gleichgesinnte. So hatten sie zunächst nur mit einem Kollegen Storms, dem Rechtsanwalt Schlüter, und seiner Frau Freundschaft geschlossen. In einem Brief an seine Eltern vom 31. Januar 1858 schreibt er über diese:
„Vor einigen Tagen war Constanze […] zu einem lukullischen Souper bei Schlüter. Da ich nicht dabeisein konnte, so erhielt ich anderntags ein ganzes Kästchen reservierter Leckerbissen nebst einem Fläschchen Ananasbowle ins Haus geschickt. Ich dankte unsrer Freundin und schrieb ihr:
Wer arme Brüder gern erquickt
Und wer Poeten Kuchen schickt,
Wird neben Liebe, Lenz und Wein
Von ihnen stets gefeiert sein.
Sie antwortete mir:
Wer süße Lieder singen kann,
Wer über süßen Versen sann,
Wer – (ja was nun?) –
Wer sich die Süßeste gewann,
Dem wird auch stets das Süße nahn,
Denn Gleiches zieht ja Gleiches an.
Die Frau ist mir sehr lieb, namentlich ihrer großen Ehrlichkeit wegen. Sie ist auch mit sich selbst aufrichtig. Sie ist für Constanze wirklich unschätzbar, und es stellt sich allmählich zwischen den beiden Frauen ein immer näheres Verhältniß heraus.“
Aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes von Frau Schlüter zogen die Eheleute jedoch schon im September des gleichen Jahres zu ihrer Mutter nach Witten.