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Habt guten Abend Alt und Jung,
Bin allen wohl bekannt genung.
Von drauß’, vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr.

Theodor Storm, Knecht Ruprecht, 1861

Theodor Storms Leben in Heiligenstadt
1856 — 1864

Am 18. August 1856 betrat Theodor Storm zum ersten Male zusammen mit seinem Vater die weniger als 5000 Einwohner zählende Stadt im Eichsfeld.

Mitte September 1856 zog seine Familie ihm nach, Frau Constanze, die Söhne Hans, Ernst und Karl sowie die Tochter Lisbeth. Zwei Töchter, Lucie und Elsabe, wurden erst in Heiligenstadt geboren.

Storm nahm zunächst eine Wohnung vor dem Kasseler Tor (heute: Liesebühl 2), auf einem Grundstück gelegen, das seinem Bruder Otto gehörte, der dort eine Gärtnerei betrieb. Ein Jahr später wechselte die Familie in die Wilhelmstraße 73 hinüber.

Seine juristische Arbeit umfasste zum einen die Tätigkeit eines Bagatellrichters, bei der er häufig Lokaltermine abzuhalten hatte, die ihn in die Umgebung der Stadt führten. Zum anderen hatte er regelmäßig Schwurgerichtssitzungen beizuwohnen, in denen Schwerverbrechen verhandelt wurden.

Storm pflegte in Heiligenstadt einen Lebensstil ähnlich dem in Husum: Im Mittelpunkt stand die Familie und eine bildungsbürgerliche Geselligkeit mit Vorleseabenden, wechselseitigen Besuchen von Freunden sowie Ausflügen in die Umgebung. Storm gründete hier wie einst in Husum einen Gesangverein, das sogenannte Singkränzchen, mit dem er anspruchsvolle Chorwerke aufführte.

Storm hatte sich bereits als junger Dichter intensiv mit der Rolle von Christentum und Kirche in seiner Zeit auseinandergesetzt. In den wichtigen Heiligenstädter Novellen wie „Veronica“ (1861) und „Im Schloss“ (1862) thematisiert der Autor deshalb auch die religiös-weltanschauliche Entwicklung seiner Protagonisten.

Als Novellist gelang Storm Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre hier in Heiligenstadt mit „Auf dem Staatshof“ (1859), „Im Schloss“ (1862) und „Auf der Universität“ (1863) der Durchbruch zu einem realistischen Schreibstil. Zudem hat er hier drei seiner schönsten Märchen geschrieben bzw. konzipiert: „Die Regentrude“, „Bulemanns Haus“ und „Der Spiegel des Cyprianus“.

Ende 1863 spitzte sich die politische Lage in Storms schleswig-holsteinischer Heimat erneut zu, als der dänische König Friedrich VII. starb. In die Streitigkeiten um die legitime Erbfolge mischten sich die Interessen der europäischen Großmächte Preußen und Österreich. Im März 1864, bei noch unklaren politischen Verhältnissen im Lande, kehrte Storm nach Husum zurück, nachdem man ihn dort zum Landvogt gewählt hatte.